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Warum schaue ich die Lindenstrasse?

04.07.2007, 15:19

Ich hatte heute nichts zu tun, draussen hagelte es, meine Frau musste arbeiten und die Wellensittiche interessierten sich mehr für sich als für mich. Also hab ich ein bisschen vor mich hingeschrieben und wie es so kam, zum Thema Lindenstrasse. Vielleicht interessiert es ja jemanden. Den Text habe ich reichlich gekürzt, komplett ist er unter http://blog.ephilias.de zu finden. Viel Spass.


Was macht die Lindenstrasse für mich aus?

Sind es die virtuellen Nachbarn? Sind es die Aktualisierungen? Ist es das Bodenständige? Oder ist es vielleicht die seltsame Wirtschaft?

Oder ist es Gewohnheit?

1985 war ich 11 Jahre alt. Im Fernsehen liefen plötzlich kleine Filmchen, die man heute als Trailer bezeichnen und völlig anders inszenieren würde. Da sass zum Beispiel eine Familie am Tisch, die ich später als Familie Beimer kennenlernen sollte und sagte sinngemäss etwas wie: “Hallo, wir sind die Fanilie Beimer und bald kommen wir jeden Sonntag zu Ihnen”. Das war interessant, da bahnte sich etwas Grosses an. Dann lief die erste Folge. Es war langweilig. Trotzdem. Sonntags lief Tele-Lotto und die Lindenstrasse fügte sich als Nachbarsendung perfekt in den Familien-TV-Plan ein. So sah ich sie jede Woche. Mit zunehmendem Interesse und oft unmutig ob des Cliffhangers, der wieder eine Woche Wartezeit einläutete. Anfang der 90er dann ein Umbruch. Im Leben wie im TV-Verhalten. Anderes war wichtiger, meist war man sonntags nicht zu Hause, nicht einmal in der gleichen Stadt. Die Lindenstrasse wurde unwichtig. Die alten Figuren wurden älter oder verschwanden, die neuen waren fremd. Doch nach ein paar Jahren ertappte man sich doch ab und an wieder beim Einschalten. Und man lernte die neuen Figuren kennen, schaute regelmässiger zu und ohne es zu merken, wurde die Serie wieder zu einem festen Termin im Freizeitleben. Meine Eltern hörten etwa zur gleichen Zeit auf, zuzuschauen. Aber Zusammenhänge möchte ich nicht herstellen. Ich mochte die Serie und gab dies auch öffentlich zu. Ich begann über die Folgen zu diskutieren und zu boshaft zu kritisieren, wie es nur jemand kann, dem das Objekt am Herzen liegt, welches er inbrünstig verreisst. Den verschwundenen Lieblingsfiguren der Vergangenheit, wie Stefan Nossek, folgten Lieblingsfiguren der Gegenwart, wie Giovanna Varese, die dann selbst verschwanden. Mal wurden die Handlungen so unerträglich, dass ich für einige Wochen Distanz brauchte, dann plötzlich gab es aus heiterem Himmel einen Qualitätssprung, der fast so gebannt auf die nächste Folge warten liess wie die Cliffhanger der Kindheit. Ja, die Gewohnheit macht auf jeden Fall viel aus.

Deshalb bleibe ich ihr auch nach über 21 Jahren treu und werde wohl zu den Leuten gehören, die wehmütig auch noch die allerletzte Folge ansehen werden, wenn Hausmeister Paul Dagdelen noch ein letztes Mal durch die Wohnungen schaut, bevor das Sprengkommando die Lindenstrasse in ihre Einzelteile zerlegt um Platz zu schaffen für etwas Neues.

04.07.2007, 15:19

14.11.2007, 14:22

Ich ziehe den Fred mal ein bißchen rauf; das ist nämlich eine interessante Frage, die REFU da aufgeworfen hat.

Warum schaue ich die Lindenstraße?

Aus Interesse an den Bewohnern, die mir in den vielen Jahren ans Herz gewachsen sind. Ein Stück natürlich aus Gewohnheit, das ist so ein schönes Sonntagabend-Ritual...

Und natürlich, weil die Lindenstraße alltägliche Probleme widerspiegelt und Umstrittenes nicht ausspart. Egal ob jemand in der Schule oder auf der Arbeit Schwierigkeiten hat, mal verschläft oder seinen Hobbies nachgeht, sich über die Schwiegermutter oder die neugierige Nachbarin bzw. Hausmeisterin (Gott hab sie selig!) ärgert...

Es sind Dinge, die jedem schon mal passiert sind.

Und ganz toll finde ich, dass man das aktuelle politische Zeitgeschehen immer im Blick hat. Manchmal mit der von mir nicht geschätzten Holzhammermethode, sehr oft mit viel Stil, aber es ist immer präsent.

Wie gesagt, die Lindenstraße zeigt umstrittene Dinge (mir ist ein Beispiel Schneidis aus den letzten Tagen in Erinnerung: Der erste schwule Kuss im deutschen Fernsehen), bricht Tabus und wirbt so für Toleranz.

Eine deutsche Fernsehlandschaft ohne die Lindenstraße ist für mich nicht vorstellbar! :occasion5:

14.11.2007, 15:47

Ich bin auch ein Lindenstraßen-Fan der ersten Stunde. Jedoch fällt mir auf, daß obwohl unsere Eltern alle am Anfang auch begeisterte Seher waren, die Meisten aber irgendwann so in den 90ern ausgestiegen sind. Warum eigentlich? Sind die Stories zu hippie (wohl kaum!) oder nur für jüngere Generationen interessant?

Auf jeden Fall muß ich auch erwähnen, daß meine Tochter (sie ist jetzt 8) eigentlich schon sehr früh mit mir mitschaute, ich sie aber ab dem Zeitpunkt als Olaf mit seinem Gewehr auf die Fotos der Lindenstraßen-Frauen schoß nicht mehr zusehen ließ. Auch z.B. die letzte Folge mit dem Selbstmord von Hanne - da war ich froh, daß sie eigentlich jetzt nicht mehr mitsieht.

14.11.2007, 15:54

Ninnifee hat geschrieben:da lob ich mir meine eltern! keine einzige folge verpaßt! :thumbright:


Vorbildlich!!! :grin: Meine Mutter sieht nur ab und an eine Folge, dann kommen immer die Fragen Tage später: Und wer ist das? Was ist eigentlich mit dem und dem passiert? ..... :roll:

14.11.2007, 18:29

Sabine hat geschrieben:
Ninnifee hat geschrieben:da lob ich mir meine eltern! keine einzige folge verpaßt! :thumbright:


Vorbildlich!!! :grin: Meine Mutter sieht nur ab und an eine Folge, dann kommen immer die Fragen Tage später: Und wer ist das? Was ist eigentlich mit dem und dem passiert? ..... :roll:



Ich kannte mal Leute, die wagten mich das während der Ausstrahlung der Folge zu fragen. Das haben sie nur ein einziges Mal gemacht. :evil:

14.11.2007, 18:40

Trish hat geschrieben:
Sabine hat geschrieben:
Ninnifee hat geschrieben:da lob ich mir meine eltern! keine einzige folge verpaßt! :thumbright:


Vorbildlich!!! :grin: Meine Mutter sieht nur ab und an eine Folge, dann kommen immer die Fragen Tage später: Und wer ist das? Was ist eigentlich mit dem und dem passiert? ..... :roll:



Ich kannte mal Leute, die wagten mich das während der Ausstrahlung der Folge zu fragen. Das haben sie nur ein einziges Mal gemacht. :evil:


Hihi.. ich hab meinem neuen herzblatt gleich erstmal verklickert, dass er, wenn er still ist, er gern da sein darf, die halbe Stunde aber mir und der LiStra allein gehört.. Allerdings bin ich gern bereit, Zusammenhänge zu erklären.. Kritik an Glaubwürdigkeit sowie Sinn oder Unsinn dieser Serie verbitte ich mir aber. Das ist indiskutabel :grin:
Zuletzt geändert von Abraxa am 15.11.2007, 00:57, insgesamt 1-mal geändert.

14.11.2007, 18:42

Trish hat geschrieben:Ich kannte mal Leute, die wagten mich das während der Ausstrahlung der Folge zu fragen. Das haben sie nur ein einziges Mal gemacht. :evil:

Hier wohnen diese Leute jetzt:

Bild

14.11.2007, 19:47

warum ich die Lindenstraße schaue:

Gewohnheit noch aus der Kindheit (Familienserie). Es gehört eben dazu. Ich mag die aktuellen Einflechtungen und die Leute (naja die meisten).

14.11.2007, 20:21

Ich gucke schon lange nicht mehr nur wegen der Folgen, wenn es nur darum ginge hätte ich längst aufgehört.

Es ist das Drum und Dran, das Diskutieren, also z.B. hier im Forum, das Spaß macht.

Angefangen hat es irgendwann schleichend. Und dann hatte ich noch das Glück daß alle meine längerwährenden Freundinnen seit 85, 5 an der Zahl, auch Listra guckten.

14.11.2007, 23:54

Sabine hat geschrieben:Ich bin auch ein Lindenstraßen-Fan der ersten Stunde. Jedoch fällt mir auf, daß obwohl unsere Eltern alle am Anfang auch begeisterte Seher waren, die Meisten aber irgendwann so in den 90ern ausgestiegen sind. Warum eigentlich? Sind die Stories zu hippie (wohl kaum!) oder nur für jüngere Generationen interessant?

Meine auch! Die sind so ca. 1994 ausgestiegen. Von heut auf morgen: "Den Scheiß kann man sich ja nimmer angucken!" [-X
Die fanden die Stories immer lahmer, immer mehr an den Haaren herbei gezogen und z.T. auch wiederholend.

15.11.2007, 00:59

Vanessa hat geschrieben:
Sabine hat geschrieben:Ich bin auch ein Lindenstraßen-Fan der ersten Stunde. Jedoch fällt mir auf, daß obwohl unsere Eltern alle am Anfang auch begeisterte Seher waren, die Meisten aber irgendwann so in den 90ern ausgestiegen sind. Warum eigentlich? Sind die Stories zu hippie (wohl kaum!) oder nur für jüngere Generationen interessant?

Meine auch! Die sind so ca. 1994 ausgestiegen. Von heut auf morgen: "Den Scheiß kann man sich ja nimmer angucken!" [-X
Die fanden die Stories immer lahmer, immer mehr an den Haaren herbei gezogen und z.T. auch wiederholend.


Blasphemie! Was ER wohl dazu sagen wird? :shock:

Re: Warum schaue ich die Lindenstrasse?

15.11.2007, 10:34

REFU hat geschrieben:Den Text habe ich reichlich gekürzt, komplett ist er unter http://blog.ephilias.de zu finden. Viel Spass.


Das hatte ich damals vor dem Start des Lindenstrassenblogs geschrieben und deshalb auch zunächst in meinem Privatblog veröffentlicht. Wer den kompletten Text lesen möchte, findet ihn jetzt unter http://lindenstrasse.ephilias.de/2007/07/04/die-lindenstrasse-und-ich/

15.11.2007, 10:38

REFU ist mal wieder hier! Cool! :cool:

15.11.2007, 11:36

Northstar hat geschrieben:REFU ist mal wieder hier! Cool! :cool:


Oh, ein Groupie! :oops:

15.11.2007, 11:41

REFU hat geschrieben:
Northstar hat geschrieben:REFU ist mal wieder hier! Cool! :cool:


Oh, ein Groupie! :oops:
Ja, schreib mal schnell noch drei Beiträge und ich gratuliere Dir im Jubiläums-Strang! :grin:

15.11.2007, 12:54

Gute Frage!

So genau weiss ich das auch nicht. Angefangenhat das weil ich sonntags abends um die Zeit nie so recht wusste was ich machen soll. :grin:

15.11.2007, 13:39

Northstar hat geschrieben:
REFU hat geschrieben:
Northstar hat geschrieben:REFU ist mal wieder hier! Cool! :cool:


Oh, ein Groupie! :oops:
Ja, schreib mal schnell noch drei Beiträge und ich gratuliere Dir im Jubiläums-Strang! :grin:

Hm. Schaun mer mal.

15.11.2007, 16:41

Ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich nur anschließen.

Ich persönlich schaue die "Lindenstraße", weil...
- ... es einfach ein wunderschönes Ritual ist, es sich am Sonntagabend Woche für Woche vor dem Fernseher gemütlich zu machen und eine halbe Stunde beste Unterhaltung zu genießen.

- ... einem die einzelnen Bewohner schon nach kurzer Zeit richtig ans Herz wachsen und man schon bald meint, sie wirklich persönlich zu kennen. Auch macht es riesigen Spaß, die Entwicklung der Figuren über einen längeren Zeitraum zu beobachten oder zu verfolgen, wie Figuren mit Schicksalsschlägen umgehen und diese überwinden.

- ... sie mir gerade auch in schweren Zeiten immer wieder neue Kraft und neuen Mut gegeben hat. Ich bin ohnehin der Meinung, dass die "Lindenstraße" zumindest in Ansätzen auch immer wieder ein wenig Lebenshilfe leistet - so z.B. wenn es um Todesfälle bzw. den Verlust eines geliebten Menschen geht.

- ... sie unter den Serien im deutschen Fernsehen sicherlich jene ist, die sich am meisten an der Realität orientiert und die in ihrer detailgetreuen und sorgfälten Machart fast schon mit Fernsehspielen vergleichbar ist.

- ... sie Tabuthemen behandelt (leider heute nicht mehr ganz so oft wie früher) und - gerade auch zu aktuellen Themen - klar Stellung bezieht. Das macht keine andere Familienserie!

- ... ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen kann! :grin:

15.11.2007, 17:51

...ich schaue die Lindenstraße,

- weil sie in meinen Augen die beste Fernsehserie im deutschen TV ist,

- weil sie das Herz auf dem linken Fleck trägt,

- weil für sie meine persönlichen politischen Inhalte steht...: SPD, Multikulturelles Miteinander, Ausstieg aus der Kernenergie, Versöhnung statt Spaltung, Frieden schaffen ohne Waffen,

- weil ich Hans W. Geißendörfer sehr schätze und mag,

- weil ich in Anna Ziegler verknallt bin,

- weil die Beimers, Zenkers und wie sie alle heißen mit den Jahren zu meinen virtuellen Nachbarn geworden sind,

- weil die Lindenstraße einfach Kult ist...!° :heart:

16.11.2007, 14:58

Als die "Lindenstraße" am 8.Dezember 1985 in der ARD begann,war an eine Wiedervereinigung Deutschlands noch nicht zu denken. Wir haben mehrere Verwandte in München wohnen, welche wir die vielen Jahre nicht besuchen durften. So war dann der sonntägliche Blick in eine Straße, welche uns die Lebensgewohnheiten ihrer Bewohner gab.
Bald waren für uns die Klings,Beimers und alle anderen die "Verwandten aus München". Brieflich konnten wir uns mit unseren Angehörigen über die Serie austauschen und freuten uns, wenn diese uns besuchten konnten.Mit der Grenzöffnung wurde uns der Besuch nach dort möglich. Lange Zeit waren wir nur Zuschauer und sind jetzt mit Fans in einem Fanclub zusammen. Wir wünschen, das die "Lindenstraße" noch viele Jahre bestehen bleibt.
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