Kompetenzteamboss hat geschrieben:
das kann man jedoch nicht auf alle Handlungsstränge und Personen in der Serien beziehen.
Da hast Du recht.
Ich könnte mir denken (wissen tue ich es natürlich nicht), dass jedem Drehbuchschreiber "seine" Episoden zugewiesen werden, die er dann selbständig umzusetzen hat. Die Autoren/Storyliner, die aus dem "GZSZ" - Milieu kommen (und da gibt es bei der Listra ja inzwischen mehrere), haben wahrscheinlich den einfachen Ablauf (Geschichte zu Ende - nächste Geschichte) so verinnerlicht, dass sie gar nicht mehr anders können.
Das merkt man deren Episoden dann als Zuschauer aber auch an - besonders wenn man aus früheren Lindenstraße-Tagen eine höhere Qualität gewohnt ist.
Was hätte ein halbwegs wacher Storyliner nicht noch alles aus der Episode "Alex kokst" herausholen können. Die Lebensgefährtin reist für Monate über Tausene Kilometer weit weg - zu allem Überfluss auch noch zu ihrem Exfreund! Wer wäre da wohl in Alex' Situation nicht rückfallgefährdet.
Bei Alex: keine Spur von Umkippen, nicht die geringste Entzugserscheinung. Weil Alex ein "Übermensch" ist? Nö!
Der Grund ist, dass die Episode "abgehakt" ist und dass sich niemand weiter drum kümmert. Finde ich persönlich sehr "lieblos" gegenüber der Figur und auch gegenüber dem Zuschauer.
Das Ganze hat aber noch einen weiteren Aspekt, und das ist der, der mich eigentlich ärgert.
Wie viele Menschen mit einer Essstörung z.B. dürfen sich wohl dank Lindenstraße wieder vermehrt Sprüche anhören wie: "
Musst du etwa schon wieder in die Klinik?!? Die Sara aus der Lindenstraße war doch auch nach einem Mal wieder gesund".
Ich habe mich mit mehreren Essgestörten unterhalten, und sie alle haben mir erklärt, dass das Essen für sie lebenslang ein Thema bleiben wird - vergleichbar etwa mit der Bedeutung des Alkohols für den Alkoholiker.
In der Lindenstraße ist von dieser Problematik nichts zu sehen ...
Ein ernstes Thema wird hier durch Verschweigen (sicherlich mehr oder weniger ungewollt) heruntergespielt und verharmlost. Und ich möchte nicht wissen, wie viele Zuschauer glauben, dass es wirklich so ist, wie es in der Serie gezeigt wird.
Man kann nicht von jedem Schreiber erwarten, dass er auf jedem Gebiet, über das er schreibt, eigene Erfahrungen mitbringt.
Aber ein bisschen Recherche halte ich durchaus für angebracht.
Zitat:
Immerhin ist das auch noch Unterhaltung und nicht die Tagesthemen, gelle...
Sicher besteht die Möglichkeit Themen ausführlicher abzuhandeln, oder auch mal auf das ein oder andere Happy End zu verzichten.... !
Die große Qualität der Listra hat für mich immer vor allem die hohe Lebensnähe ausgemacht. Wer lieber Happy Ends und Klischees mag (ist ja o.k., sowas zu mögen), ist doch bereits bestens versorgt mit Serien, die "Sturm der Liebe" oder "Verliebt in Berlin" heißen. Warum muss ausgerechnet die Lindenstraße auf diesen Zug mit aufspringen?!?
Zitat:
So enttäuscht kannste nicht sein, oder? Sonst wär Dir das ja nicht sonen Leidenschaftlichen Artikel wert.
Sicher. Die Menschen, Dinge (oder Fernsehserien *g*), von denen man enttäuscht werden kann, sind ja meistens die, die einem besonders am Herzen liegen ...