Eure Diskussion hat mich dazu angeregt, mir Gedanken darüber zu machen, welchem Typ Mensch man welchen Beruf zuschreibt. Deshalb (und weil ich gerade nichts Besseres zu tun hatte ) hab ich mir den Spaß gemacht, die Klischeé-Kiste zu öffnen. Ich bin gespannt auf Eure Anmerkungen :)
die Gender-Beauftragten mögen mir verzeihen, dass die Berufsbezeichnungen alle in der männlichen Form gehalten sind. Ich habe jeweils dahinter geschrieben, ob der jeweilige Typ eher bei Männern oder Frauen zu finden ist.

Der idealistische Weltverbesserer (häufiger w)
*hat meist selbst psychische Probleme und eine schwierige Kindheit erlebt, oder stammt aus einer Familie, in der alle einen ähnlichen Beruf ergriffen haben.
*ist glücklich, sein Helfersyndrom an Menschen ausleben zu können, die sich nicht dagegen wehren können, und wird sogar noch dafür bezahlt.
*zu finden in folgenden Berufen:
- Lehrer
- Erzieher
- Sozialarbeiter
- Pflegekräfte
- Psychologen, Therapeuten
-möglicherweise auch Arzt, der nicht zur unten beschriebenen Gruppe der selbstverliebten Schlipsträger gehört


Der sozial inkompatible Nerd (häufiger m)
*verfügt häufig über einen hohen Intelligenzgrad und eine nicht unerhebliche Bildung (zumindest sein eigenes Berufsfeld betreffend), ist jedoch mit den Anforderungen des Alltags und sozialen Kontakten vollkommen überfordert
* lebt zumeist auf 30qm, eingerichtet ohne jegliche Wohnaccesoirs; die Einrichtung besteht in der Regel aus Bett (ggf. tut es auch eine Matratze), Schreibtisch und einem Regal. Soweit es die finanziellen Mittel zulassen, findet sich allerdings eine Vielzahl an Technik auf dem neuesten Stand. Der Rest der Wohnung ist ausgefüllt von halbfertigen Rechnern und Einzelteilen, an denen regelmäßig gebastelt , die aber niemals fertig werden
*ergreift folgende Berufe:
- IT-Berufe in jeglicher Form; Programmierer, Webdesigner, System-Adminstrator, ..
Amerkung: mangels eines adäquaten Arbeitsplatzes (der Nerd hat sein Wissen häufig im Selbststudium erlangt), ist er auch in imteressenfremden Jobs zu finden, z.B. als Pizzalieferant oder Kurierfahrer. Manchmal auch unter Literatur- oder Philosophie-Studenten zu entdecken

der Alternative (m/w)
ähnelt dem idealistischen Weltverbesserer; die eigenen psychischen Probleme stehen hier jedoch nicht im Vordergrund; außerdem stehen Umwelt- und Tierschutz meist noch über der Sorge um die Mitmenschen
*ist aüßerlich am Hippie-Look mit Dreadlocks und biologisch abbaubarer Leinen-Kleidung zu erkennen
*ist Vegetarier oder Veganer
*unter Männern ebenso wie unter Frauen anzutreffen
*ergreift einen der folgenden Berufe:
(sofern er keinen der unter idealistischer Weltverbesserer ernannten Berufe ergreift oder im 30. Semester Sozialpädagogik bzw. Kunstgeschichte studiert)
-Verkäufer bei Humana, Oxfam o.ä., bzw. im Bioladen oder Esoterikgeschäft
-Kellner im Alternativcafé
-Journalist bei einer linkspolitischen Zeitschrift, einem Musikmagazin oder einer alternativen Online-Zeitung
-evtl. noch Fotograf, Kunstmaler oder ein anderer künstlerischer Beruf

Der Unsichtbare (m/w)
*ist schon in der Kindheit und Schulzeit nie aufgefallen; hatte immer durchschnittliche Noten und die Schule mit einem soliden Realschulabschluss beendet
*sofern er überhaupt zum Klassentreffen erscheint, werden die meisten ihn vermutlich nicht mal wiedererkennen
*neigt zu zwanghaftem Verhalten
*hasst Verantwortung, Verpflichtungen und möchte um keinen Preis auffallen; in stillen Momenten wünscht er sich hin und wieder allerdings schon etwas mehr Abwechslung in seinem Leben und beneidet daher alle, die offenbar Freude an ihrem Leben haben
*Berufe, in denen er häufig zu finden ist:
-Beamter im öffentlichen Dienst
-kaufmännischer Anstellter (Einzelhandel, Spedition oder Bürokommunikation)
Anmerkung: tritt Gelegentlich auch in vielen anderen Berufen auf, die einem die Möglichkeit bieten, möglichst unsichtbar zu bleiben. Möglicherweise bricht er sogar aus und führt ein Doppelleben als Travestiekünstler

Der selbstverliebte Schlipsträger (häufiger m)
*von ihm existieren zwei Grundtypen:
- Typ A, der sich (vermutlich durch Erziehung geprägt) tatsächlich für den Nabel der Welt hält ein unerschütterliches Selbstbewusstsein besitzt
-Typ B, der im Elternhaus und/oder während der Schulzeit permanent erniedrigt wurde und sich nun zum Ziel gemacht hat, den Spieß umzudrehen.
*beiden gemeinsam ist ein geringschätziger Blick auf die Untergebenen bzw. Kunden/Klienten
*arbeitet zumeist in folgenden Berufen:
-Jurist
-Manager
-Banker
Anmerkung: Personen dieses Typs lassen sich auch in vielen anderen Berufsgruppen finden; insbesondere unter den Beamten des öffentlichen Dienstes und unter Pädagogen, deren eigentliche Motivation es ist, sich für erlittene Demütigungen zu rächen

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Zu den Steinen hat einer gesagt: 'Seid menschlich.' Die Steine haben gesagt: 'Wir sind noch nicht hart genug.'
(Erich Fried)

Zur letzten Berufsgruppe möchte ich noch was hinzufügen:
*gibt sich prinzipiell nicht mit Nichtakademikern ab

-Beruf mit (manchmal auch nur vermeintlich) englischer Berufsbezeichnung: Key Account Facility Manager, Important Business Irgendwas, Junior-/Senior- (englisch ausgesprochen)...

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Oh ja, vollkommen richtig. Das müsste dringend noch hinzugefügt werden

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Zu den Steinen hat einer gesagt: 'Seid menschlich.' Die Steine haben gesagt: 'Wir sind noch nicht hart genug.'
(Erich Fried)

Köstlich Hast du das von irgendwoher oder alleine geschrieben? Also, ich finds klasse!
Mir fällt da noch so ein Typ ein, das wäre eine Mischung aus dem idealistischen Weltverbesserer und Hippie. Kenne so viele von denen und die neeeeerven ohne Ende.

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"Der Gödel-Thread" - es lebe das Vorurteil...

Danke, Viech.. nö, nix abgeschrieben.. ist auf meinem eigenen Mist gewachsen

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Zu den Steinen hat einer gesagt: 'Seid menschlich.' Die Steine haben gesagt: 'Wir sind noch nicht hart genug.'
(Erich Fried)

Ich finde es großartig, Abraxa, alle Vorurteile mal so zusammenfassend aufgeführt zu sehen.

Nur eine ganz kleine Anmerkung habe ich:
"Beamter im öffentlichen Dienst" ist kein Beruf. Im öD können Ärzte, Juristen, Bauingenieure, Sozialpädagogen etc. arbeiten. Wie sich das dann mit den Vorurteilen verhält (potenzieren sich die verschiedenen Eigenschaften oder nivellieren sie sich), weiß ich aber nicht.

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"Ich bin vor Lebensfreude schon ganz benommen.."

Ich meine mit "Beamter im öD" die Sachbearbeiter in den Ämtern. Heißen die nicht so?

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Zu den Steinen hat einer gesagt: 'Seid menschlich.' Die Steine haben gesagt: 'Wir sind noch nicht hart genug.'
(Erich Fried)

Sachbearbeiter stimmt schon. Als Funktionsbezeichnung. Eigentlich kann an mit fast jedem Beruf im öD arbeiten.
Was diner Intention wahrscheinlich am nächsten kommt, sind die gelernten Verwaltungsfachkräfte/Verwaltungswirte/Rentenfachwirte. Aber auch die sind nicht nur im öD anzutreffen.

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"Ich bin vor Lebensfreude schon ganz benommen.."

ah, ok. Danke. Ich sehe schon, das wird demnächst nochmal überarbeitet

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Zu den Steinen hat einer gesagt: 'Seid menschlich.' Die Steine haben gesagt: 'Wir sind noch nicht hart genug.'
(Erich Fried)

Ich kann das nicht so schön wie Abraxa, aber mir fallen auch noch ein paar Klischees zu Studenten ein Darüber machen wir uns übrigens auch lustig, auch über uns selbst. Nur leider ist es immer wieder traurig, wenn manche Leute das Klischee erfüllen... glücklicherweise sind das echt die wenigsten.


Germanisitik:
Hier unterscheidet man bei uns zwischen Lehramt und Bachelor of Arts (BA):
Lehramt:
- fühlen sich zu höherem berufen
- sind deswegen arrogant bis zum geht nicht mehr
- blicken auf die BAs herab und fragen ständig, warum diese nicht auf Lehramt studieren
- denken, dass trotz des enormen Überangebots immer ein Platz für sie da sein wird und jeder sich um sie reißt
Bachelor:
- haben sonst keine anderen Qualifikationen, darum studieren sie Germanistik, weil "das ja jeder kann"
- denken ebenso, dass trotz des Überangebots immer eine Stelle im Lektorat übrig sein wird
- wenn nicht, wird man eben Bild-Journalist
- und wenn das auch nichts wird, kann man andere immer noch auf deren miese Rechtschreibung hinweisen, weil "man hats ja studiert und kann es deswegen besser als alle anderen!"

Mathematiker, Informatiker, Physiker...:
- sind Nerds
- und sehen so aus
- machen ständig Witze, die kein anderer kapiert
- wohnen bei Mami

Jura:
- fühlen sich stets besser als der Rest der Menschheit
- laufen nur mit Aktenkoffer und teuren Klamotten der Marke Soundso herum
- einziges Gesprächsthema: der Stammbaum ihrer Familie
- wer bei der Prüfung keine 1,0 schafft, ist dumm wie Brot

Philosophie (meistens BA, sehr selten Ethik-Lehramt):
- studieren das, weil sie noch ein Fach brauchten und keine bessere Alternative fanden
- dachten, Philosophie bestünde nur darin, zusammen im Kreis zu hocken und über den Sinn des Lebens zu schwadronieren - und kacken bei der ersten Prüfung ab, weil das Fach mehr ist als reine Meinungskundgebung
- labern über die Fehler der Menschheit ohne zu erkennen, dass sie dieselben Fehler machen
- "seht her, ich trage einen Hut!"

Sehr "exotische" Fächer (z.B. Museologie, Archäologie...):
- dachten, das Fach sei total cool - z.B. Archäologie --> ich werde der neue Indiana Jones! - und kacken bei der ersten Prüfung ab

Studenten allgemein:
- können nicht einmal Spiegelei kochen (was würde Helga Beimer dazu sagen? )
- wohnen entweder bei Mami oder in einer WG
- normaler Tagesablauf: Schlafen, essen, saufen
- wer einen Laptop mit in die Vorlesung bzw. in das Seminar nimmt, wird alles andere damit machen, außer, das Gesagte mitzutippen


(Möchte nur nochmal sagen, dass das bitte nicht zu ernst genommen werden soll ^^" Ich hasse Vorurteile, aber über Klischees Witze machen finde ich lustig. Falls sich jemand auf den Schlips getreten fühlen sollte, darf er mich gerne auch verarschen XD)

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Mr. Clean gets rid of dirt and grime and grease in just a minute!

...oder sind berühmt für schlechte Witze!





Kariertes Hemd und ständig blau - der studiert Maschinenbau!

Julia, sag mal, hast Du gerade vorhin das Telefongespräch zwischen mir und dem Forumspräsidenten abgehört?
Wir haben fast exakt das gesagt (na klar, die schlechten Witze, aber auch das mit Maschinenbau), was Du jetzt geschrieben hast.

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Du weißt doch, gleiche Wolle und so...

Wirklich klasse, Viech
Ich hab mich sogar bei den Germanisten wiedererkannt (allerdings seinerzeit noch auf Magister) - ich hab das tatsächlich studiert, weil mein NC für das, was ich gern studiert hätte, nicht ausgereicht hat..

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Zu den Steinen hat einer gesagt: 'Seid menschlich.' Die Steine haben gesagt: 'Wir sind noch nicht hart genug.'
(Erich Fried)

Nein.

"Kariertes Hemd und Samenstau, er studiert Maschinenbau."

Ich weiß ja nicht, wie das im Osten war, aber im Westen gab es im Maschinenbau mehr echte afrikanische Neger als Frauen. Wir hatten zum Glück 'ne Krankenschwesternschule oder so was ähnliches am Ort, da waren dann nur Weihper.


Ständig blau passt eher auf Mediziner und Geisteswissenschaftler.

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Hier hieß damals eine solche

Ok, Hamlet, Du warst das also, der das Telefon abgehört hat. Das war nämlich, ehrlich gesagt, der Spruch, der uns zu Maschinenbau eingefallen ist, und nicht die harmlose Variante von Julia.

Ich weiß noch ein Klischee für Studentinnen:
Perlenohrringe
Samthaarreifen
Barbour-Jacke
Burberry-Schal
Sonnenbrille als Haarreif, unabhängig vom Wetter

Na?

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Man nennt sie auch "Lehramts-Tussis".