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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 27.08.2015, 14:06 
Elisabeth, nur noch ganz kurz: Grundsätzlich ist das richtig, und Stalin war nicht besser als Hitler. Aber im Dritten Reich, genügte es, jüdische usw. Vorfahren zu haben, um ermordet zu werden. Und nicht "nur" ermordet, sondern vorher noch in den Lagern gequält, man hat Kinder ihren Müttern weg gerissen und mit Gas ermordet.
So etwas gab es in der DDR nicht, nie.
Und so grausam die Gefängnisse und Jugendwerkhöfe auch waren - mit Auschwitz oder Buchenwald und anderen KZ kann man sie nicht vergleichen, das wäre ein Schlag ins Gesicht der Nazi-Opfer.
Die "Weiterverwendung" der KZ nach 1945 geschah durch die sowjetische Besatzungsmacht.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 27.08.2015, 14:06 


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 27.08.2015, 15:34 
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nurmalso hat geschrieben:
Elisabeth, nur noch ganz kurz: Grundsätzlich ist das richtig, und Stalin war nicht besser als Hitler. Aber im Dritten Reich, genügte es, jüdische usw. Vorfahren zu haben, um ermordet zu werden. Und nicht "nur" ermordet, sondern vorher noch in den Lagern gequält, man hat Kinder ihren Müttern weg gerissen und mit Gas ermordet.
So etwas gab es in der DDR nicht, nie.
Und so grausam die Gefängnisse und Jugendwerkhöfe auch waren - mit Auschwitz oder Buchenwald und anderen KZ kann man sie nicht vergleichen, das wäre ein Schlag ins Gesicht der Nazi-Opfer.
Die "Weiterverwendung" der KZ nach 1945 geschah durch die sowjetische Besatzungsmacht.



das weiß ich ja alles, aber ich finde eigentlich umgekehrt, es ist ein Schlag ins Gesicht für die Opfer dieser Epoche, auch wenn sie nicht grausam getötet wurden, aber dafür - wie in diesem Fall - 10 Jahre gefoltert und schlimmer wie die Tiere gehalten. In der DDR wurden halt "nur" Leute erschossen, die über die Mauer wollten, gut auch nicht vergleichbar mit KZ's klar, aber trotzdem ließen viele ihr Leben, wenn auch nicht in diesem erschreckend hohem und grausamen Ausmaß wie in der Nazi-Zeit. Und worauf ich eigentlich hinaus will: ICH für meinen Teil (und viele Bekannte, Kollegen...) wusste ganz lange nicht, was in der DDR und in diesen Gefängnissen abging (vor allem direkt nach dem Krieg). Für die Opfer muss das schrecklich sein, dass das eigentlich niemanden interessiert, bzw. es heißt "so schlimm wie in der Nazizeit wars ja nicht". Oder kürzlich habe ich gelesen dass dieser "berühmte Soldat" (Sprung über den Stacheldraht) Selbstmord beging, weil er Zeit seines Lebens Angst vor der Stasi hatte.

Diese vielen vielen Einzelschicksale, von denen niemand was weiß, finde ich so tragisch. Es wird meiner Meinung nach unter den Teppich gekehrt nach dem Motto "die sollen sich mal nicht so anstellen", sooo schlimm wars ja gar nicht.

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(Helga zu Marion in Folge 3)


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 27.08.2015, 15:51 
Autsch, da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. "Die sollen sich nicht so anstellen" "So schlimm wars doch gar nicht" wollte ich bestimmt nicht sagen.
Es stimmt auch nicht, was viele sagen, dass man einfach nur die Klappe halten und alles mitmachen und immer das sagen, was die Staatsmacht hören will - dann wäre man in der DDR-Diktatur bestens zurecht gekommen. Das ist einfach nicht wahr. JEDER machte mal eine kritische Bemerkung. Und wenn das der falsche hörte, konnte es übel ausgehen. Ganz abgesehen davon, dass es nun mal nicht jedem liegt, immer zu heucheln, sich zu ducken und wider besseres Wissen zu sagen, was die Machthaber hören wollen.

Ich bin wirklich das Gegenteil einer DDR-Nostalgikerin, aber dass das Dritte Reich schlimmer war, dabei bleibe ich.

Zum eigentlichen Thema, Nazis in der DDR schreibe ich morgen weiter.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 27.08.2015, 16:02 
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Den wesentlichen Unterschied zwischen Stalin und Hitler kann man anhand der "Wannseekonferenz" erkennen.

Ich will die Zustände in der DDR nicht klein reden. Man sollte rückblickend aber nicht den Fehler machen, und die DDR ständig nur mit der BRD vergleichen. Vergleicht man die DDR zB mit den Zuständen in Polen oder gar Rumänien, sieht man sofort, daß es den DDR Bürgern innerhalb des Ostblocks vergleichsweise _relativ_ gut ging.

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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 27.08.2015, 16:13 
Hamlet hat geschrieben:
Den wesentlichen Unterschied zwischen Stalin und Hitler kann man anhand der "Wannseekonferenz" erkennen.

Unterschiede ja, aber besser war er nicht. Auch in der Sowjetunion genügte es, einer bestimmten Ethnie anzugehören, um ermordet zu werden.

Hamlet hat geschrieben:
Vergleicht man die DDR zB mit den Zuständen in Polen oder gar Rumänien, sieht man sofort, daß es den DDR Bürgern innerhalb des Ostblocks vergleichsweise _relativ_ gut ging.

Definitiv. Und das hatten wir wohl zu einem großen Teil der Existenz der BRD zu verdanken. Die Machthaber in der DDR haben sich bemüht, die Lebensverhältnisse erträglich zu halten, weil eben der Vergleich mit der BRD da war. Zu viel Unmut im Land wollten sie nicht. Deshalb gab es zum Beispiel den von Dir gern zitierten Bohnenkaffee immer zu kaufen.
DDR und noch mehr Ungarn - wir waren die Privilegierten des Ostblocks.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 27.08.2015, 16:23 
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nurmalso hat geschrieben:
Auch in der Sowjetunion genügte es, einer bestimmten Ethnie anzugehören, um ermordet zu werden.


Nicht zwangsläufig.


Stalin war zweifellos ein Massenmörder, aber seine Feindbilder hatten andere Ursprünge als die Hitlers. Der Marxismus-Leninismus Stalin'scher Prägung konnte zwar Nationalismus und Antisemitismus amalgamieren, aber Rassismus und biologistischer Antisemitismus waren nicht Bestandteil seines genetischen Codes. Stalin hatte auch nichts gegen territoriale Expansion mit militärischen Mitteln einzuwenden, wenn der Preis stimmte, aber er war keineswegs ein so kriegsversessener Vabanque-Spieler wie sein deutscher Diktatorenkollege.


http://www.sueddeutsche.de/kultur/der-h ... .1380077-2

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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 28.08.2015, 09:18 
Nazis in der DDR, Teil 2

Die DDR war ein seltsames Land. Im Grunde war sie dem Dritten Reich wie aus dem Gesicht geschnitten - von den gestern besprochenen gravierenden Unterschieden abgesehen.
Personenkult, eine Ideologie die keine Abweichungen duldete, Aufmärsche, Kundgebungen, Propaganda, extremer Militarismus, festgeschriebener Führungsanspruch der Partei, Verherrlichung von körperlicher Arbeit und Körperertüchtigung,
Massenorganisationen, Geheimpolizei, politische Gefangene, Denunziantentum, keine Freizügigkeit der Bürger.
Andererseits war ein fester Bestandteil der Ideologie und Eigenwahrnehmung des Staates, dass die DDR den Antifaschismus für sich gepachtet hatte. In der BRD dagegen lebten die Imperialisten und Revanchisten, die stets kurz davor waren, den Faschismus wieder einzuführen. Deshalb schützte unser Staat seine Bürger mit einem antifaschistisch-demokratischen Schutzwall, damit wir den BRD-Faschisten nicht in die Arme laufen.

Die meisten Menschen wussten das einzuordnen. Sie lehnten die DDR-Ideologie ab, den Faschismus aber auch. Es war ihnen klar, dass der Antifaschismus sozusagen nichts dafür kann, dass die DDR ihn vereinnahmt.
Kontakte zu Ausländern gab es wenig, es lebten ja kaum welche in der DDR. Es wurde zwar offiziell viel von Völkerfreundschaft gefaselt, aber man schottete die Leute lieber von anderen Völkern ab. Feindlich eingestellt war diesen gegenüber wohl kaum jemand, warum denn auch.
Gegenüber der sowjetischen Armee schon eher. Die haben die meisten Leute zwar hingenommen wie das Wetter - ist eben da, kann man nichts machen, aber manche hatten schon einen Hass auf sie.

In den 80er Jahren gingen immer mehr, vor allem junge Menschen in die offene Opposition gegen den Staat. Manche wurden Punks, andere engagierten sich in Umweltgruppen, in der Kirche usw. Und einige hatten etwas gründlich falsch verstanden. Sie dachten, dass es der Gipfel der Opposition wäre, Faschist zu sein. Die wurden dann Skinheads.
Und wer dann noch einen Opa hatte, der gern vom Krieg erzählte und Oma vom BDM schwärmte, und Tante Erna von der verlorenen Heimat in Schlesien klagte, wo sich nun "der Pole" breit macht - dann war Maiks oder Ronnys Weltbild leider bald fertig.

Zu den Nazis in den neuen Bundesländern schreibe ich nachher noch was.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 28.08.2015, 10:20 
Dem Irrtum, dass Anti-DDR gleichbedeutend ist mit rechter Gesinnung ist auch Fanny mit ihrem Schwarz-Weiß-Weltbild aufgesessen. Deshalb schreibt sie
Zitat:
nurmalso
von Fanny (26.08.2015, 12:33)
"Aber dass bei der Revolution 1989 VIELE dabei waren, für die Fremdenfeindlichkeit schon immer ganz normal war, diese Unterstellung verbitte ich mir."

Das war aber so. Zumal das Wort "viele" ja relativ ist. Und später, als es sehr schnell auf die Vereinigung der beiden deutschen Teile zuging, ja, da standen viele von denen sogar mit in der ersten Reihe und brüllten "Helmut, Helmut, Helmut". Damals konnte man sie an ihrem Outfit ja noch gut erkennen.
Diejenigen, die in diesen Demos zwischen 1989 und 1990 wirklich Demokratie wollten, waren sicher in der Mehrheit, da hast du recht, aber diesen dumpfen braunen Mob, der sich auch damals schon ganz deutlich bemerkbar machte, nun zu ignorieren, wäre auch falsch. Erst liefen sie still und unerkannt mit, später brüllten sie schon. Habs selbst gesehen und gehört und mich schon damals unheimlich erschrocken darüber, was da so hochkam.

Es ist durchaus möglich, dass der eine oder andere Neonazi bei den Demos 1989 dabei war, aber zu unterstellen, dass viele der Demonstranten still und unerkannt fremdenfeindlich waren, ist schlicht eine Unverschämtheit.
Dass in der ersten Reihe bei den "Helmut"-Rufern an ihrer Kleidung erkennbare Nazis standen, glaube ich Fanny, wenn sie es gesehen hat. Da standen und riefen sehr, sehr viele Menschen, die nicht unter den Demonstranten im Jahr zuvor waren.
Viele, die sich einfach nicht getraut hatten. Und sicher auch etliche der Nazis, die die nun vorhandene, von anderen erarbeitete Meinungsfreiheit ausnutzten.
Und viele, die nur abgewartet hatten. Weil sie immer nur abwarten und ihr Leben nicht gern selbst organisieren.

Und die letzteren sahen sich schnell als Verlierer. Plötzlich hatten sie viel Verantwortung für sich selbst. So hatten sie sich das nicht gewünscht.
Zuerst rannten sie nach Begrüßungsgeld, wollten so schnell wie möglich D-Mark und Wiedervereinigung. Und eine Weile später wollten sie die kuschelige DDR wiederhaben, in der sie betreut und bevormundet wurden. Und nebenbei natürlich Reisefreiheit und Warenangebot behalten.
Und manche von denen jammern heute immer noch, fühlen sich zu kurz gekommen, glauben, dass ihnen dauernd einer was weg nehmen will. Und da hat auch die SED-PDS-Linkspartei-Linke eine Mitschuld. Sie haben diesen Menschen übers Köpfchen gestreichelt, sie darin bestärkt, dass sie die "Kleinen" sind, denen man die sichere, gemütliche DDR kaputt gemacht hat und denen man nun alles mögliche "vorenthält".
Jetzt sind es die Flüchtlinge, die ihnen vermeintlich was weg nehmen wollen. So haben es die Linken nicht gemeint, das haben sie nicht gesagt. Aber eine Mitschuld haben sie. Ich kenne mehr als einen, der die Linke wählt und gleichzeitig gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ist.

Und so stehen sie dann in Freital usw. und plärren. Jetzt dürfen sie es ja, jetzt haben sie nichts zu befürchten. Von allein würden diese "kleinen" Leute allerdings nicht auf diese Idee kommen, zu demonstrieren. Aber wenn Ronny und Maik, die ihre vor 30 Jahren entwickelte Gesinnung immer noch haben und ihren Kindern weiter gegeben haben, aufmarschieren, dann laufen sie mit.
Und ihren Kindern, die die DDR gar nicht mehr kennen, haben die Spießer von klein auf die verjammerte Denkweise der ewig zu kurz gekommenen eingetrichtert. Und da steht nun Justin mit seinem schlichten Gemüt und schimpft auf den Staat, der den Flüchtlingen alles hinten und vorn rein schiebt und den "eigenen Leuten" nichts geben will. Und dann hasst er den Staat, die Fremden und jeden der nicht Justins Weltbild teilt.
Und dann stellt er sich vors Asylbewerberheim und brüllt. Und Mutti und Vati gehen mit und brüllen auch.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 31.08.2015, 11:57 
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Was du zur Mitschuld der PDS/die Linke sagst, hat mich auch immer gestört. Es wurde (und wird?) in der Rhetorik mancher dort bewusst mit den Ängsten und Ressentiments des "kleinen Mannes" gespielt. In den Zusammenhang passte dann auch die "Fremdarbeiter"-Rede von Lafontaine von 2005.

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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 04.09.2015, 19:49 
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Zitat: ___"Die 23-jährige Saskia B., die ebenfalls beteiligt war, aber keinen Alkohol getrunken haben soll, fuhr laut L. das Auto zum Tatort."___

Daran merkt man, daß es Wessis waren; der Fahrer war nüchtern!


http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 51549.html

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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 05.09.2015, 10:40 
Jaja, die Wessis. Sie sind schon ein toller Menschenschlag. Wenn sie einen Brandanschlag auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft vorhaben, fahren sie nüchtern zum Tatort. Denn Alkohol im Straßenverkehr ist ja gefährlich.
Die Ossis dagegen - zünden noch leer stehende zukünftige Flüchtlingsheime an und fahren betrunken zum Tatort. Wie leicht könnten da Menschen zu Schaden kommen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 05.09.2015, 19:01 
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nurmalso hat geschrieben:
Die Ossis dagegen - zünden noch leer stehende zukünftige Flüchtlingsheime an und fahren betrunken zum Tatort. Wie leicht könnten da Menschen zu Schaden kommen.


Die laufen schön ordentlich im Pulk hin und einer passt auf den anderen auf!

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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 09.09.2015, 19:47 
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Hab gestern einen Bericht über Gewalt gegenüber Vietnamesen, Kubanern etc in der DDR, ein krimineller Zweig, den es damals nicht geben durfte und demnach offiziell nicht gab. Auch damals wurde offenbar Fremdenfeindlich in Sachsen nicht nur aus orthographischen Gründen groß geschrieben...

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"Dass diese Frau in meinem Alter noch so gut aussieht..."
(Onkel Franz zu Helga über Isolde Pavarotti am 09.09.99)


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 09.09.2015, 20:15 
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MünchnerBua hat geschrieben:
Hab gestern einen Bericht über Gewalt gegenüber Vietnamesen, Kubanern etc in der DDR, ein krimineller Zweig, den es damals nicht geben durfte und demnach offiziell nicht gab. Auch damals wurde offenbar Fremdenfeindlich in Sachsen nicht nur aus orthographischen Gründen groß geschrieben...


Darüber gab es schon vor der Wende Berichte im "Stern" und "Spiegel" zu lesen.

Über die erschreckend hohe Zahl Nazis in der NVA (nächtliches Absingen des Horst Wessel Liedes usw) haben Spiegel und Stern schon in den 70ern berichtet.

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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 10.09.2015, 05:23 
Das waren großenteils die, über die ich (in meinem etwas langatmig geratenen Beitrag) geschrieben habe. Die dem Irrtum aufgesessen sind, gegen die DDR zu sein bedeute, Faschist zu sein. Es war ja in den DDR-Medien viel die Rede vom Antifaschismus und von den imperialistisch-revanchistisch-faschistischen Kräften in der BRD. Über die Wehrsportgruppen, die es im Westen gab, wurde ausgiebigst berichtet. Der Westen - alles Nazis, bis auf ein paar ausgebeutete Arbeiter.
Dumme Leute haben das geglaubt, auch wenn sie sonst kein Wort in der Aktuellen Kamera glaubten.
In den 70er Jahren war ich ja noch ein Kind, aber auch da ist mir so was schon mal unter gekommen. Wenn manche nicht ganz so helle Klassenkameraden das Bedürfnis hatten, irgendwas Verbotenes zu machen, schmierten sie ein Hakenkreuz irgend wohin. Oder sprachen von "Fidschis und Brikettköppen".
In den 80ern wurden sie dann Skinheads.

Letztere wurden zwar von der Stasi auch über wacht, waren aber besser angesehen als Punks. Letztere waren anarchistisch, verweigerten womöglich den Wehrdienst und die vor militärische Ausbildung in der Schule.
Skinheads dagegen waren für Zucht und Ordnung und Marschschritt.
Bei der Stasi waren eben auch nicht die hellsten Köpfe des Landes tätig.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 28.11.2015, 21:34 
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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 05.02.2018, 19:04 
Heute ist der Tag, an dem die Mauer genauso lange weg ist, wie sie zuvor gestanden hat. Ich möchte mal eine "Mauergeschichte" erzählen. Es ist die Geschichte der Familie meines Mannes, die Namen sind geändert, alles andere war genau so:

Angefangen hat die Geschichte im 1945. Zwei Schwestern, Gerda und Inge, flüchteten mit ihrer Mutter aus Siebenbürgen. Sie sind wochenlang unterwegs gewesen, immer in Angst, immer auf dem Sprung sich zu verstecken. Einmal konnten sie sich gerade noch in ein Wäldchen retten, weil ein Trupp sowjetischer Soldaten plötzlich auftauchte.
Danach war Gerda verschwunden. Inge und ihre Mutter landeten im Vogtland, die Mutter starb 1947.
1948 fanden sich die Schwestern über das Rote Kreuz wieder, Gerda lebte in Hessen.

1949 wurden die beiden deutschen Staaten gegründet, für Gerda und Inge eine gute Nachricht, denn nun wurden Besuche möglich. Beide haben dann geheiratet, Inge bekam insgesamt vier Kinder. Gerda und ihr Mann konnten keine eigenen Kinder haben, sie stürzten sich mit aller Liebe auf ihre Nichten und Neffen.
Alle hatten sich irgendwie eingerichtet und mit der Situation arrangiert.
Dann kam der 13. August 1961. Auch mit dem Mauerbau arrangierte sich die Familie, Gerda und ihr Mann kamen nun eben öfter in den Osten zu Besuch, weil die Besuche in der anderen Richtung nicht mehr möglich waren.

1966 wurde Gerda krank. Sie lebte noch bis 1970, aber sie war nicht mehr kräftig genug, um zu verreisen. Die Schwestern haben sich nie wieder gesehen, denn Inge durfte nicht zu Gerda fahren. Auch ihre Neffen und Nichten konnte sie nicht noch mal sehen, was besonders bitter für Gerda und auch ihren Mann Hans war. Das waren nun mal "ihre Kinder".
1970 starb Gerda. Inge und ihr Mann konnten nicht zur Beerdigung fahren, sie konnten ihrem Schwager Hans nicht helfen.

Inges ältester Sohn H. war ein stinknormaler junger Mann. Er hatte eine Lehre als Elektriker gemacht, seinen Wehrdienst geleistet und danach in seinem Ausbildungsbetrieb zu arbeiten angefangen. FDJ-Mitglied war er auch.
Im August 1971 kam die FDJ-Sekretärin zu ihm und drückte ihm zwei A4-Seiten in die Hand: "Wir machen eine FDJ-Versammlung zu Ehren des 10. Jahrestages der Errichtung des antifaschistisch-demokratischen Schutzwalls. Hier, dein Diskussionsbeitrag!"

H. hat in den Tagen bis zur Versammlung den Mist wieder und wieder und gelesen und war zum Schluss sicher, dass er diese Lobeshymne nicht vorlesen würde. Er konnte sich einfach nicht hinstellen und darüber salbadern, wie er sich über die Mauer freut und wie toll das alles ist.
Der Tag der Versammlung kam, die Diskussionsbeiträge wurden verlesen, H. war dran, ging nach vorn und sprach über seine Tante Gerda und seine Mutter.
Dann ging er einfach aus der Versammlung und nach Hause.

Fortsetzung folgt


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 05.02.2018, 20:12 
Am nächsten Tag ging H. zur Arbeit wie immer. Zuerst passierte nichts, gegen Mittag wurde er dann zum Abteilungsleiter zitiert. Dort saßen außerdem die FDJ-Sekretärin, der Partei-Sekretär und einer, den H.noch nie gesehen hatte und der sich auch nicht vorstellte.
Sie forderten von ihm eine Stellungnahme zu seinem Verhalten, eine Entschuldigung, er sollte sich doch gefälligst mal überlegen, was er der Arbeiterklasse alles zu verdanken habe usw.usf.
H. sagte im wesentlichen gar nichts, er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Irgendwann durfte er gehen, mit der Auflage, die Stellungnahme schriftlich abzugeben.
H. schrieb statt dessen seine Austrittserklärung aus der FDJ. Und dann passierte gar nichts mehr. Nur H.s jüngerer Bruder, der auf der Oberschule war und ein Jahr vorm Abitur stand, hörte noch von der Sache.
Sein Klassenlehrer nahm ihn ein paar Wochen später beiseite: "Dein Bruder hat da anscheinend einen ziemlichen Mist gebaut. Ich soll mit dir darüber sprechen. Naja, das habe ich hiermit getan." Das war es dann.

H. fühlte sich an seinem Arbeitsplatz ganz wohl, mit den Kollegen kam er gut zurecht. Einer war dabei, der ein bisschen mit Vorsicht zu genießen war, ein sogenannter Zweihundertprozentiger. Wenn im "Neuen Deutschland" gestanden hätte, dass der Genosse Erich Honecker über Wasser gehen könne, dann hätte er es geglaubt. Auch die Tatsache, dass er mit Frau und Kind in einem winzigen Zimmer bei seinen Eltern hausen musste, erschütterte seinen Glauben an den Sozialismus nicht. Aber er war ein guter Kollege, man musste ihn nur zu nehmen wissen.

Im Herbst 1976 wurde Wolf Biermann ausgebürgert. Anfang 1977 kamen die Kollegen in einer Pause irgendwie auf das Thema zu sprechen. Rainer, der Zweihundertprozentige, meinte, dass Biermann das recht geschehen sei, der habe es ja so gewollt.
H. rutschte daraufhin raus: "Wenn jeder aus der DDR raus könnte, der das so will - Mensch, da wäre aber Platz hier, da hättest du längst eine Wohnung!" Dann war die Pause zu Ende.

Ungefähr zwei Wochen später kam H. morgens von der Nachtschicht. Er hatte seit kurzem eine eigenen Wohnung, eine sogenannte Ausbauwohnung - eine vormals völlig vergammelte Mansarde, die er als Handwerker und mit vielen Handwerkerfreunden bewohnbar gemacht hatte.
Vor der Haustür stand ein Auto, zwei Männer stiegen aus und forderten ihn auf, mitzukommen, "zwecks Klärung eines Sachverhalts". H. konnte nur noch denken: "Scheiße, Rainer hat mich denunziert.", dann saß er schon hinten im Auto.

Die Fahrt ging zum hiesigen Stasi-Gebäude, am nächsten Tag dann in die Bezirksstadt.
H. wurde oft verhört, man warf ihm vor, eine Republikflucht vorzubereiten und verächtlich über den sozialistischen Staat, die Partei der Arbeiterklasse und was nicht noch alles gesprochen zu haben. Natürlich kam auch die Sache von 1971 auf den Tisch.
H. wurde nicht misshandelt. Manchmal durfte er sich waschen. Rasieren allerdings nicht. Er trug auch immer noch dir gleiche Kleidung und stank nach einigen Tagen wie ein Iltis und sah aus wie ein Strauchdieb.
Nach exakt zwanzig Tagen ließ man ihn gehen.
Seine Eltern hatten die ganze Zeit nicht erfahren, wo er ist und wie es ihm geht.

Für G., seinen Bruder, der inzwischen studierte, hatte die Sache noch ein Nachspiel, darüber schreibe ich morgen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 06.02.2018, 09:22 
G. wurde ins Büro des FDJ-Sekretärs der kleinen Hochschule zitiert. Der FDJ-Sekretär der Seminargruppe, der Parteisekretär und noch zwei andere Studenten waren auch da.
FDJ:"Die Genossen des Ministeriums für Staatssicherheit mussten sich ja mit deinem Bruder beschäftigen. Uns ist schon klar, dass du nichts dafür kannst, du hast dir auch noch nie was zuschulden kommen lassen. Aber du musst uns natürlich zeigen, dass du einen klaren Standpunkt zu unserem Staat hast."
G.:"Wie denn?"
FDJ:"Bitte um Aufnahme in die Partei der Arbeiterklasse!"
G.:" Nein."
FDJ:" Tja, dann müssen wir uns überlegen, ob du hierher an die Hochschule gehörst. Es ist wohl besser, wenn du in die Produktion gehst, um dich zu bewähren."

In die Produktion - das bedeutete richtige Drecksarbeit. G. hätte das in Kauf genommen. Andere müssen solche Arbeiten ihr ganzes Leben lang machen und für ihn wäre die Chance, nach ein oder zwei Jahren weiter studieren zu können, ziemlich groß gewesen. So etwas war gar nicht selten.

Aber dann kam es:" Du hast ja auch noch zwei Schwestern, die noch zur Schule gehen. Da muss man dann natürlich genau hinsehen, für welche Berufsausbildung die in Frage kommen."
Nun stand G. vor der Entscheidung Partei oder den Mädchen die Zukunft versauen. Es kam noch heftiger.
"Du kannst auch davon ausgehen, dass man beim nächsten Mal nicht so nachsichtig mit deinem Bruder ist."

Und so wurde G. SED-Mitglied. H. ist es bis heute peinlich, seinem Bruder das "eingebrockt" zu haben.

H. war nach seiner Entlassung wieder zur Arbeit gegangen und hat auch sonst stinknormal weiter gelebt. Die Angst ist er aber bis 1989 nicht losgeworden.
Seinen Kollegen Rainer, den Zweihundertprozentigen, hat er allerdings mit dem A.... nicht mehr angeguckt. Rainer hat das nicht verstanden und mehrfach das Gespräch gesucht: "Was hast du denn, habe ich dir was getan?"
Ein paar Monate später fand H. einen anderen Arbeitsplatz.

Der letzte Teil der Geschichte ereignete sich in den 90er Jahren. H. bekam Einsicht in seine Stasi-Akte. Und da konnte er lesen, dass ein IM seine Bemerkung in der Biermann-Diskussion weitergegeben hat - und noch einiges dazu gedichtet.
Da keine Klarnamen ersichtlich waren, konnte H. nicht genau identifizieren, wer von seinen damaligen Kollegen der IM war, aber eins ist wohl sicher: Rainer war es nicht.


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 Betreff des Beitrags: Re: Der Zoni-Fred
BeitragVerfasst: 06.02.2018, 10:08 
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