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<b>Frauen und Bier</b>
Männer - richtige Männer - trinken Bier, Frauen heimlich Eierlikör. So lautet ein beliebtes Vorurteil, was das Verhältnis von Frauen zu Bier anlangt.
Laut einer von Fessel GfK durchgeführten Untersuchung ist es tatsächlich so, dass bei einer Einzelbeurteilung verschiedener Getränke Bier als „Männergetränk“ charakterisiert wird. Beim Vergleich mit anderen Getränken, also in einer Gesamtkonstellation, zeigt sich, dass Bier, aber auch alkoholfreies Bier und Radler sehr zentral positioniert sind. Dies bedeutet, dass diese Getränke keineswegs einseitig charakterisiert werden, sondern in vielerlei Hinsicht eine Mittelposition einnehmen. Frauen haben allerdings nach wie vor Widerstände gegen den Bierkonsum, der in erster Linie auf Angst vor den angeblich zu vielen Kalorien zurückzuführen ist, aber auch mit dem männlichen Image des Getränks zu tun hat. Zudem stehen Frauen ganz generell dem Alkoholkonsum kritischer gegenüber als Männer.
Das Image „Männergetränk“ hat viel mit der Geschichte und tradierten Klischees des Bierkonsums zu tun und weniger mit der Feststellung: „Frauen trinken kein Bier“. Ein Grund ist der, dass (junge) Frauen kaum die bei ihren männlichen Altersgenossen üblichen Initiationsriten vermittels alkoholischer Gruppenexzesse kennen. Frauen waren auch nie Teil der studentenbündlerischen Trinkrituale.
Geht man in der Geschichte weit er zurück, zeigt sich, dass es anfangs eine enge Nahbeziehung zwischen Bier und Frauen gab: Ceres, die Göttin der Feldfrucht und des Wachstums, wird oft als Namengeberin des lateinischen „cervisia“ (Bier) genannt. Bierbrauen war lange Zeit Sache der Frauen, und zur Mitgift, die eine junge Frau in die Ehe mitzubringen hatte, gehörte der Sudkessel.
Frauen wurden in der Geschichte aber auch für alles Unglück der Welt verantwortlich gemacht, folgerichtig gab es sogenannte Bierhexen, welchen das Sauerwerden von Bier angelastet wurde. Man warf ihnen vor, mit dem Satan im Bunde zu sein und durch Verwünschungen das gute Bier zu verderben. Vor allem in Süddeutschland - wo sonst - und in der Schweiz wurden die „Bier-Hexen“ gnadenlos gejagt. Nicht anders als ihre Kolleginnen wurden auch die „Bier-Hexen“ auf dem Scheiterhaufen verbrannt, die letzte angeblich 1591 in der Mark Brandenburg.
Heute ist es oft noch das veraltete Image des „Dickmachers“, das Frauen vom Bierkonsum abhält, obwohl Bier weit weniger Kalorien enthält als etwa Wein oder Sekt. Eine Tatsache, die vor allem unter dem Aspekt, dass Frauen Bier ohnedies nur in vergleichsweise geringen Mengen trinken, das Argument „Bier macht dick“ deutlich entkräftet. Während etwa ein Seidel Bier zwischen 150 und 170 Kalorien hat, haben zwei Gläser Sekt deutlich mehr als 500. In der zitierten Untersuchung wird in der Einzelbeurteilung der Getränke Bier von 74 Prozent der Befragten als Dickmacher bezeichnet. Dieses Image wird über weite Strecken auch durch sehr konkrete Symbole im Unterbewusstsein verstärkt, so haben etwa die mächtigen Humpen und Krüge, aus denen Bier getrunken wird, eine ganz andere, wuchtigere Form als das zierliche Sektglas, der zerbrechliche Champagnerkelch oder das wertvolle Weinglas.
Das heißt aber nicht, dass Frauen kein Bier trinken, sondern dass Frauen offensichtlich generell eine etwas andere Haltung dem Alkoholkonsum gegenüber haben, insbesondere was den Alkoholmissbrauch betrifft. Frauen haben etwa auch die Absenkung der Promillegrenze im Straßenverkehr weit radikaler als Männer gefordert. Während 87 Prozent aller Männer Bier trinken - jeder vierte Mann ist täglicher Konsument -, trinkt gerade jede zweite Frau gelegentlich Bier, der Anteil der intensiven Konsumentinnen ist aber im Vergleich zu Männern verschwindend gering.
Während der klassische männliche Biertrinker, vom alten Sinnspruch: „Größer ist besser“ geleitet, ein Krügerl bestellt, legen Frauen viel mehr Wert auf kleine, aber feine Gläser und vor allem auch auf spezielle Biersorten und Bierspezialitäten. Es darf hier, ohne sich dem Vorwurf der Political Incorrectness auszusetzen, ein altes Vorurteil strapaziert werden: dass nämlich Frauen im Leben mehr auf den Lust - und Genussaspekt achten und dies selbstverständlich auch beim Biertrinken tun.
Vielleicht sind Frauen eben einfach die besseren Genießer. Frauen verweisen öfter auf spezielle Biersorten und haben ein verstärktes Interesse an Spezialitäten und an der Präsentation des Biers. Dazu passt auch, dass für Frauen, laut der Fessel-GfK-Studie, die „schöne Optik der Schaumkrone“ von großer Bedeutung ist und damit natürlich auch die gesamte Trinkkultur von der Auswahl des richtigen Glases bis hin zum richtigen Zeitpunkt des Bierkonsums. Dem entspricht die zunehmende Popularität des Biers, die sich insgesamt betrachtet vor allem bei Frauen und Jugendlichen positiv bemerkbar macht.
Während in den meisten Kategorien der bevorzugten Geschmacksrichtungen keine Unterschiede zwischen den Vorlieben von Männern und Frauen bestehen, sind die konkreten Geschmackserwartungen stark unterschiedlich: Männer schätzen einen bitteren trockenen Geschmack und höhere Intensität, Frauen mögen es malzig süß und bevorzugen eindeutig einen leichteren Biergeschmack.
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