I kenn a wunderscheene Gschicht,
von der mach i glei a Gedicht.
Dem Autor, er is unbekannt,
sei herzlich für den Text gedankt:
Drobn am Adventskranz, wia mas kennt,
ham hell und warm vier Kerzerl brennt;
und siehe da, a Wunder g'schiahgt,
denn Stimmen ham die Kerzerl kriagt.

Des erste Kerzerl hört ma klagn:
"I bin der Frieden und muass sagn,
dass mir de Kraft zum Leichtn fehlt,
weils so vui Streit gibt auf der Welt,
weil oans des andre sinnlos hasst,
bloss weil sei Hautfarb eahm ned passt,
de Sittn und de Religion,
ganz ehrlich gsagt, des is a Hohn!
Weils Waffen baun, es is a Graus!"
So jammerts leise und geht aus.

Des zwoate Liacht brennt scho ganz kloa,
"I bin so schwach, was soi i doa?
Den Glaubn an Gott, so hams mi g'nennt,
des hoasst, wenn mi no ebba kennt.
Vui Leit woin nix mehr von mir wissn
und doan an Herrgott ned vermissn.
Andre missbrauchan mi zum Tötn,
anstatt dass' um an Friedn betn.
Und mi hauns glatt zum Templ naus!"
Es flackert nomoi und geht aus.

A ganz a winzigkloane Flamm'
ergreift iatz 's Wort und sagt voi Gram:
"I bin de Liab', lieg scho im Sterm,
weil mi de Menschn ganz verderm,
weils oiwei bloss sich selber möng
dadurch de Andern nimma sehng.
Mi schiabns auf'd Seitn, woins ned habn,
mit Ellbogn stessns mi in Grabn!"
Daweils no jammert, kimmt a Wind
und blast des Liachterl aus ganz gschwind!

Ins Zimmer geht a Kind iatz nei
und fragt ganz g'schreckt:"Was soi des sei?
Ihr soits doch brenna alle vier,
denn's Weihnachtsfest steht vor der Tür!
Was daat des Christkind auf der Welt,
wenn Frieden, Glaubn und Liebe fehlt?
Es hat uns in der heiligen Nacht
de Gaben ois a Gschenk doch bracht!"
Scho kriagt des Kind ganz nasse Augn...

"He", sagt a Liacht, "dua mi o'schaugn!
I bin doch allawei no do,
bin ned verlöscht, i brenn ja no!
Mei Nam is Hoffnung," sagts zum Kind,
"nimm mi in'd Händ und dua ganz gschwind
mei Liachterl sofort weitergebn,
dass aa de andern Kerzerl lebn!
Pass auf, mei Kind, i sag dirs jetzt,
de Hoffnung stirbt oiwei auf'd Letzt!
Solang mei Liachterl is ned g'storm,
is aa de Welt no ned verlorn!"