Z.Zt. lese ich das Buch "Generation Golf" und stelle fest, dass die Listra im Urteil des Aurtors - verglichen mit Daily Soaps wie GZSZ - nicht eben gut wegkommt.
So heißt es a.a.O. auf Seite 128 ff:
"Im Grunde können wir, die wir alle mit einem eigenen Fernseher aufgewachsen sind, jeden Fernsehkonsum nachvollziehen. Nur zwei Sendungen waren uns von Anfang an verhaßt, "Monitor" mit Klaus Bednarz und die "Lindenstraße", das war nur etwas für unsere Gemeischaftskundelehrer und Frankfurter Rundschau-Leser. Wie man sich so etwas freiwillig antun konnte, ist mir bis heute nicht einsichtig. Wenn sich Pfarrer Matthias Steinbrück Sonntagabend für Sonntagabend mit seiner Oberkellner-Stimme und seinem grünen Parka verdruckst in den Flur von Familie Beimer schob, wurde mir ganz plümerant. Nicht, dass es uns irgendwie störte, durch die Serie über lesbische Liebe, ungewollte Schwangerschaft und Arbeitslosigkeit aufgeklärt zu werden, das hatten wir bei den täglichen Vorabendserien auch. Aber wenn die Schauspieler doch besser gekleidet gewesen wären! Wenn sie doch mal in eine ordentliche Bar oder ins Schumann's gegangen wären und nicht immer nur zu diesem verknofelten Griechen, und endlich mal diese piefigen 3-Generationen-WGs gegen schmucke Schlösser und Appartements getauscht hätten. Aber nein. Da half dann auch nicht das "Amtliche Lindenstraßen-Buch", mit dem die Verantwortlichen einen neuen, fast verzweifelten Schritt unternahmen, die Illusion als nachprüfbare Wirklichkeit zu erklären. Zwar weiß man jetzt, daß der bescheuerte stotternde Spion Hajo Rehlein Scholz [sic!]
laut Drehbuch am 9. Juni 1944 in Herne geboren worden ist, und daß der Volvo von Dr. Dressler in der 190. Folge behindertengerecht umgerüstet wurde. Aber viel lieber hätte man gesehen, daß das Drehbuch Berta Griese, Hajo Scholz, Erich Schiller und alle die anderen dorthin befördert, wo allein Manuel, der nervtötende Ziehsohn gelandet ist: ins Aus. Bleiben könnten allein Tanja Schildknecht und Anna, die zweite Frau von Hans Beimer. Alle anderen, die angeblich unserer Generation angehören, wie Iffi, Momo und Walze, haben nichts kapiert vom Freizeitpark Deutschland und sollten strafversetzt werden in "Ich heirate eine Familie" oder in alternative Stadtteilprojekte. Wir wollen mit Leuten, die ihre Fahrräder noch selbst reparieren und sich einen Abend lang über die Nutzung der Solarenergie und Kurdenverfolgung im Nordiran die Köpfe heiß reden, eigentlich nichts zu tun haben.
Die "Lindenstraße" vergrößert auf unangenehme Weise die Komplexität der Welt. Gute Zeiten, schlechte Zeiten" verkleinert sie. [...]"
Das Copyright ist von 2000, erstmals erschienen ist das Buch 2001.
Angesichts einiger Handlungsstränge der letzten Zeit frage ich mich, ob die Listra-Macher die Satire vielleicht nicht als solche erkannt haben und sich nun ernsthaft abmühen, den Ansprüchen des Autors gerecht zu werden ...?