Ich finde das faszinierend, dass du hörst, wenn jemand spricht, also Lautstärke usw. hörst, aber keine Worte verstehen kannst.
Was genau hörst du denn dann, wenn sich jemand rumdreht und du ihn nicht sehen kannst?

Ich habe einen Lippenablesekurs gemacht den ich dann aber kurz vor Schluß abbrechen mußte wegen Dialyse, da war keine zeit mehr neben Volldienst und Dia... außerdem waren da erhebliche Zuzahlungen zu leisten... Gebärdensprache hab ich aus 2 Gründen nicht gelernt: 1. Nützt es mir nichts, weil ich keinen kenne, der mir gebärden könnte, aber auch niemanden, dem ich was gebärden könnte, 2. macht man ein extrem "behindert wirkendes" Gesicht, wenn man gebärdet, das seiht so furchtbar aus....
Ehrlich gesagt vermisse ich das Telefon nicht, ich muß mir keine idiotische Werbung anhören, ich komme nicht in Versuchung, den Pizzaservice anzurufen.... und wenn ich das Hörgerät beim Heimkommen rausnehme, hab ich himmlische Ruhe bis zum nächsten Morgen (ich trag das Hörgerät zu hause nie).

Mal eine blöde Frage: Geht Fernsehgucken mit Hörgerät nicht?

Die Stimme. Als wir uns zu dritt am Tisch saßen und Eis gegessen haben, haben ich auch eure Stimmen gehört.

Also die Stimmen als Geräusch ohne Worte sozusagen?

Ey, Mecki, nur keine Scham, für dich ist es eben neu und dafür habe ich den Thread extra eröffnet!
Meine Freunde waren von klein auf gemischt, d. h. gehörlos, schwerhörig und hörend.
Mein Freund ist auch hörend, er vergisst manchmal sogar, dass ich schwerhörig bin, weil man es an mir net merkt. Ich rede ganz normal (naja, meine Sprache hört sich schon anders an, frag Vanessa und Dia, ich kanns net beschreiben...) und verstehe auch durchs Lippen ablesen. Es kommt schon manchmal vor, dass ichs net verstanden habe, da muss ich halt nachfragen.
Tja, bei mir einfach langsam und deutlich sprechen, wenn ich die Person schon gut kenne, dann verstehe ich sie auch, wenn sie schnell spricht. Bestes Beispiel: meine Eltern!
Negative Erlebnisse? Leider ja, in der Grundschule... das war eine normale Schule und man hat mich auf dem Heimweg "demütigt". Ich war heilfroh, dass ich in der 4. Klasse auf eine Schwerhörigenschule gekommen bin. Dort wurde nur gesprochen, NICHT gebärdet. Das war der Vorteil für mich, was ich auch sehr gut fand (das heißt aber net, dass ich die Gebärdensprache nicht gut finde!).

Ich würde es als "Geräuschteppich" beschreiben, ein Gewebe, aus dem aber keine klaren Worte zu erkennen sind, so kommt es mir vor. Sinn gibt das ganze erst, wenn ich dazu auch noch das Lippenbild bekomme und auch dann nicht immer.
Das schlimmste sind Lautsprecherdurchsagen. Im Kaufhaus verzichtbar, auf Bahnhöfen und Flughäfen jedoch höchst wichtig. Ich fühl mich immer blöd, wenn ich andere fragen muß, was eigentlich los ist...

Ich hab Daisy und den Bua bei unserem Fantreffen in Köln kennengelernt. Witzigerweise haben wir drei im gleichen Hotel übernachtet. Von beiden wusste ich vorher, dass sie hörbehindert sind und ich war gespannt, wie das mit der Verständigung klappt. Aber ich hatte absolut keine Probleme mit den beiden. Man muss sich als Hörender nur daran gewöhnen, den Gesprächspartner anzuschauen. Bei komplizierteren Sachverhalten hab ich dann einfach nen Zettel genommen und aufgeschrieben.

Was Daisys Sprache betrifft - sie spricht etwas anders, als wir Hörenden. So ähnlich, als ob sie ne Ausländerin wäre und mit nem leichten Akzent spricht. Hab mich aber sehr schnell dran gewöhnt. Auch ist ihre Stimme etwas höher, als bei den meisten Hörenden. Ich staune, wie man - ohne die Worte Anderer zu hören - so gut sprechen und artikulieren kann. Das kann man als Hörender gar nicht nachvollziehen, wie mühsam das sein muss.

Aha, so beschreibst du meine Sprache. Danke!
Meine Kunden denken auch immer, dass ich eine Ausländerin bin und fragen mich dann "Wo kommen Sie her?" Ich fange dann an zu lachen und sage ihnen dann, dass ich schwerhörig bin. Dann werden sie total rot oder ihnen ist es voll peinlich und dann kommt ein kleines "piepsen" "Ach so!"

Na ja, im Prinzip ist die Sprache der Hörenden für dich ja so was wie ne "Fremdsprache". Denn du musstest das, was für uns selbstverständlich ist, erst lernen und du hast zudem keine akustische Rückmeldung. Aber dein "ausländischer Akzent" ist wirklich nicht sehr stark ausgeprägt. Nimm es als Kompliment, wenn du für ne gut deutsch sprechende Ausländerin gehalten wirst. Wenn ich nichts von deiner Hörbehinderung gewusst hätte, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, dass du gar nicht hören kannst, was gesprochen wird.

Manche Leute sind sogar überrascht, dass ich für eine Schwerhörige ziemlich gut spreche. Haben wohl im Hintergedanken, dass alle Schwerhörigen und Gehörlosen "taubstumm" sind!

Das stimmt, das habe ich auch lange gedacht. Wenn man sich damit nicht näher beschäftigt, klingt das ja logisch, dass jemand, der keine Sprache hören kann, auch keine produzieren kann. Aber so lernt man immer dazu!

Wie macht ihr das im Job ? Wie war das beim Bewerbungsgepräch ?

Seit ich mein eigenes Geschäft habe, ist es anders... ich lasse sie erst reden, erst wenn ichs net verstehe, dann sage ich es. Und, wenn ich sie verstehe und sie was "blödes" denken, weil ich anders rede, dann lasse ich sie denken... oder sie fragen nach, dann sag ichs.

Super Einstellung! Lässt sich auch gut auf Bereiche außerhalb des Hörverständnisses übertragen!