Hallo,
ich war hier schon ewig nicht mehr angemeldet, habe auch nie so richtig mitgeschrieben, aber lese eifrig mit.
Möchte mal auch allgemein wieder meinen Senf zur Lindenstraße abgeben, aber zur Zeit gefällt mir die Serie nicht mehr so richtig.
Bin selbst ein junger Zuschauer (26) und wurde durch meine Eltern "angestiftet", schaue es daher seit ich ein Kind war (frühe 90er).
Bin auch gerade dabei, die alten Jahrgänge auf DVD anzuschauen, aktuell bin ich im 6. Jahr angekommen, kenne aber auch schon viele Folgen.
Ich habe die Befürchtung, wenn die aktuellen Handlungsstränge so weitergehen, vergraulen die Autoren noch die letzten Stammzuschauer der Serie. Es gab sicher zwischendurch immer mal wieder interessante Handlungsstränge und früher war auch nicht alles besser, aber aktuell ist es einfach zum Haare raufen. Man nehme den Handlungsstrang um Olli, Hajo und Lisa.
Da wird groß angekündigt, dass Willi Herren als Oberbösewicht Olli Klatt wieder bei der Lindenstraße mitmischt und dann ist das alles natürlich wieder in nicht mal einer handvoll Folgen abgefrühstückt. Die Geschichte hierzu war auch sehr an den Haaren herbeigezogen, hier haperte es, wie so oft in letzer Zeit, an Logik.
Was war Olli früher für ein unberechenbarer Kerl. Klar, er kam nie an Robert Engel heran, aber er hatte früher eine weitaus agressivere Ader und war zu vielem bereit, auch er vertuschte den Totschlag an Matthias Steinbrück und kam erst auf die Idee, ihn auf die Schienen zu legen. Heute ist er nur noch ein Schatten seiner selbst, nur am Sprüche klopfen und macht sich schon in die Hosen, wenn ein alter, humpelnder Hajo ihn mit seinem Stock niederschlägt.
Früher hätte Olli ihn von sich weggestoßen, ihm eins übergebraten bzw. das nicht auf sich sitzen lassen.
Klar, er könnte nochmal wiederkommen und sich rächen, aber man hat ja seine "Rache" an Lisa gesehen. Da kommt nix mehr, das wars mit ihm. Dabei hätte man viele gute Geschichten mit ihm erzählen können. Hajo war auch nur noch ein Schatten seiner selbst.
Er war vorher auch nie der sympathischste Charakter, aber er hat mit dem ganzen Krach angefangen. Was erzählt man auch einem Kind wie Paul negatives über die eigene Mutter? Zumal er das damals schon gemacht hat und Lisa diesbezüglich ziemlich fertig war. Damals stand sie auch bei Hajo vor der Tür und hat darum gefleht, dass Hajo nichts mehr negatives über sie sagt.
Und nun, einfach so aus dem Nichts (es war doch vorher nichts vorgefallen!) plappert er drauflos und der Stein kommt ins Rollen.
Ich kann Lisa verstehen, sie wollte eben den Umgang verbieten, hätte ich wohl auch, wenn mich jemand bei meinem Kind schlechtmachen würde. Aber der alte "Knatterton" kommt ja nicht zur Ruhe und bringt die alten Geschichten auf den Tisch. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gedacht "Wow, ok, der Anfang der Geschichte war ja nicht so prickelnd, aber vielleicht kommt durch den Einbruch bei Dressler und den Steinbrück-Totschlag wieder Spannung in die Serie"..Was war? Nix.
Dressler verzeiht den Einbruch wieder auf seine großartige Art und Weise, aber Hajo tischt einen billigen Leserbrief auf, bei dem man sich schon vorher denken kann, dass so etwas nicht ohne handfeste Beweise (wenn überhaupt!) veröffentlicht wird.
Dann kommt Olli wieder, gerufen von Hajo (hatte wohl vergessen, dass er ihn damals schon nicht mehr sehen wollte??) und verteilt Kopien des Briefes und der einzige halbwegs schockierte Bewohner ist Tanja?? Die Bekanntmachung des Steinbrück-Falls war ja immer eine schöne Anekdote in der Serie, man wusste ja nie, wann es gelöst wird und die Bombe "platzt", aber das war echt ein Schuss mit einer Platzpatrone.
Selbst Gaby, die normal wissen müsste, wie schlimm es ist, wenn ein Mensch aus dem Leben gerissen wird, ist nicht mal ansatzweise sauer auf Lisa?? Klar, Lisa war ein Kind und die Situation zu dem Zeitpunkt war sehr unglücklich gelaufen, aber im realen Leben würden sich einige Leute von ihr abwenden. Ein paar kritische Worte von Gaby hätte ich mir schon gewünscht.
Zudem hat sich Helga nicht mehr dazu geäußert. Bei ihr ging der Steinbrück doch ein und aus, oder mal ein empörter Anruf von Marion, die nicht glauben kann, dass es ausgerechnet Lisa war.
In meiner Vorstellung hätten alle Bewohner wutentbrannt vor Dagdelens Tür gestanden und wären mit Vorwürfen auf Lisa losgegangen bzw. viele hätten mit ihr eine Weile nicht mehr geredet. Aber nein, alles paletti und die Geschichte ist vorbei.
Was mich hier auch stört ist, dass alles nur in der betreffenden Folge abgehandelt wurde. In 4 oder 5 Folgen ist alles kein Thema mehr, das war früher anders..und besser. Da wurde bei den Grieses z.B. 4 Wochen später noch nebenbei kurz über ein Thema gesprochen, das bei den Beimers vorgefallen war. Man sah auch mal nebenbei, wenn eine Geschichte im Treppenhaus stattfand, einen Charakter durchs Bild ziehen, der gerade keine Geschichte hatte.
Aktuell im 6. Jahr ist es Else, die draußen vor der Haustür einen Eimer mit Wasser ausleert, während Hubertchen und Urszula vor dem Auto stehen und sich unterhalten. Oder Benny sitzt mit Christoph im Café Bayer, während auch Claudia, Vasily, Urszula und Helga reinkommen und etwas bestellen.
Heute ist das Café meist leer und es sind immer nur die Personen zu sehen, die die Geschichte tragen. Aber genau das drumherum hat die Serie immer ausgemacht. Man hat das Gefühl, die Nachbarn interessieren sich überhaupt nicht mehr für das Geschehen um sie herum, als spiele eine Geschichte wirklich nur in ihrer eigenen Welt.
Sicher, das heutige Budget spielt auch eine Rolle, aber es ist schade, dass man so viel an GEZ bezahlt, aber die Kohle anscheinend ganz woanders landet und Filme und Serien bis zum bitteren Ende sparen müssen.
Stattdessen erhält die Lindenstraße für das nächste Jahr nur 48 statt 52 Folgen (nochmals 2 Folgen weniger als voriges Jahr) und bekannte ehemalige Darsteller kommen echt nur auf Stippvisite zurück.
Nebenbei wird alles zu sehr auf die junge Generation getrimmt. Aber man sollte eben einsehen, dass heute kaum noch junge Leute auf den Zug aufspringen und sich die Lindenstraße reinziehen. Gerade bei den Öffis durfte doch klar sein, dass die Quote nicht alles ist. Das mag ja bei den Privaten eher der Fall sein, doch heutzutage ist Quote nicht alles.
Es wird immer gefaselt, wie viele Zuschauer die LS vor 20 Jahren hatte. Aber damals gab es noch nicht die riesige Auswahl an Sendern und damals gab es auch kaum Wiederholungen und man "musste" praktisch jeden Sonntag um 20 vor 7 vor dem Fernseher sitzen, um die LS nicht zu verpassen.
Heute kannst du sogar bis zu einem Jahr nach der Ausstrahlung die Folge im Internet anschauen, kannst dich bis zu 8 Wochen vorher informieren, was passieren wird. Früher hast du mit Glück ein oder zwei Sätze für die nächste Woche aus der Fernsehzeitung erhaschen können. Wenn man etwas machen will, dann sollte man wieder Wert legen auf ausführliche und nachvollziehbare Handlungsstränge, einen Bösewicht, der auch länger bleibt und nicht nur einseitig dargestellt wird. Jemand, der die Bewohner um den Finger wickelt und hintenrum langsam die Fäden spinnt. Gerne auch weitere ehemalige Darsteller zurückholen, die aber dann weiterentwickelt in die Geschichten eingeflochten werden und nicht auf Biegen und Brechen eingearbeitet werden, damit etwas bezweckt wird.
Sofern hier auch Autoren mitlesen, müsste man echt festhalten, dass die Stammzuschauer nicht auch noch vergrault werden. Man sollte sich auf das besinnen, was man eben noch hat. 3 Mio. Zuschauer sind noch genug, es verteilen sich auch noch einige auf die Wiederholungen bzw. das Internet. Die Quote ist nicht alles. Zudem sollte man eine Geschichte nicht immer abhacken und dann die nächste bringen, ein roter Faden fehlt. Lotti sieht man nun auch nicht mehr nach seiner Wunderheilung mit der Kaufsucht. Da sitzt er bei Gaby ein paar Wochen in der Wohnung herum und ist plötzlich "geheilt". Inzwischen ist er nicht mehr zu sehen und ich traue es den Autoren leider zu, dass Gaby und Lotti sich nicht mal mehr kennen würden, gingen sie nun auf der Straße aneinander vorbei.
Ich hoffe, dass nochmal ein Umschwung kommt. Sicher ist nicht alles total schlecht, aber es ist eben nicht mehr so gut wie vorher.
Ob Nastya hier etwas herumreißt, weiß ich auch nicht.
Früher hätte Helga übrigens Nastya nach allem, was sie getan hat, nicht mehr automatisch und selbstverständlich wieder aufgenommen. Anscheinend hat aber jeder, der in die Straße kommt, ein sofortiges Wohnrecht im Haus Nr. 3. Ich hätte den Anruf bei Erich nicht gezeigt bzw. Nastya hätte sich nicht ankündigen sollen. Was wäre das eine gute Folge geworden, wäre Nastya erst plötzlich zum Schluss augetaucht.
Erich geht zu Klaus, beide gehen mit Mila raus in den Park. Mila tritt an den Ball, dieser rollt ins Gebüsch. Mila rennt alleine hin und plötzlich steht Nastya vor ihr, Mila erkennt diese auch. Nicht so ein Quark, dass Mila nach nicht mal einem Jahr ihre eigene Mutter nicht mehr erkennt. Das geht auch anders und wäre sicherlich interessanter gewesen.
Nunja, will nicht ewig meckern, aber bin mal gespannt, was aus den nächsten 2 Jahren wird. Nun haben die Autoren eher Chancen, Geschichten entsprechend zu ändern, da die Storysitzungen nun öfter im Jahr stattfinden. Vielleicht sollte man die Chance nutzen, sonst heißt es in 2 Jahren vielleicht wirklich Abschied nehmen.
Und das möchte auch ich nicht, obwohl mir alles aktuell eher nicht so gut gefällt.