Analyse: Ölpreis treibt Konzerngewinne auf astronomische Höhen
New York (dpa) - Der enorme Anstieg der Öl- und Erdgaspreise hat die Gewinne der großen Ölkonzerne in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf astronomische Höhen getrieben. Die globalen Branchenführer ExxonMobil, BP, Royal Dutch Shell sowie die amerikanischen Ölriesen ConocoPhillips und Unocal haben ihre Milliardengewinne weiter drastisch erhöht.
Lediglich bei Chevron gab es wegen Sonderfaktoren einen leichten Gewinnrückgang. ExxonMobil legte im Januar-Juli-Abschnitt um 38 Prozent auf 15,5 Milliarden Dollar zu, BP um etwa 32 Prozent auf 12,2 Milliarden Dollar und Royal Dutch Shell um rund 39 Prozent auf 11,9 Milliarden Dollar. Chevron brauchte ebenfalls nicht zu klagen, obwohl der amerikanische Branchenzweite einen Gewinnrückgang auf 6,4 (Vorjahreszeitraum: 6,7) Milliarden Dollar verbuchte.
ConocoPhillips, die amerikanische Nummer drei, verdiente 6,1 Milliarden Dollar, und erhöhte den Gewinn damit sogar um 63,9 Prozent. Die US-Ölgesellschaft Unocal, die von Chevron und der staatlich kontrollierten chinesischen Ölgesellschaft CNOOC umworben wird, steigerte den Gewinn auf 929 (610) Millionen Dollar. Die italienische Energiefirma ENI wies im zweiten Quartal einen massiv gestiegenen Gewinn von 1,9 (1,36) Milliarden Euro aus.
Die Ölpreise sind angesichts des anhaltend starken Wirtschaftswachstums und der zunehmenden Nachfrage in den USA und China, den beiden weltweit größten Ölimporteuren, weiter gestiegen. Bisher haben die hohen Ölpreise die globale Nachfrage und auch das Wirtschaftswachstum noch nicht beeinträchtigt.
Der Durchschnittspreis war im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahresabschnitt um 39 Prozent auf 53,20 Dollar je Barrel gestiegen. Der New Yorker Ölpreis lag jedoch zum Wochenschluss mit 60,43 Dollar bereits um 13,6 Prozent höher. Im Juli wurde sogar ein neuer Rekordpreis von 62,10 Dollar je Barrel verbucht.
Die New Yorker Investmentfirma Merrill Lynch schätzt nach einem Bericht des "Wall Street Journal", dass die 70 größten Unternehmen der Branche in diesem Jahr ihre Gesamtgewinne um 26 Prozent auf 230 Milliarden Dollar erhöhen werden. Der Gesamtumsatz könnte um fast zehn Prozent auf 2,57 Billionen Dollar zulegen. Die Begründung: Hohe Ölpreise, hohe Raffineriemargen und ein Belebung des Geschäfts der Ölfeldausrüster. An der Wall Street wird momentan allerdings heiß diskutiert, ob es nach den erwarteten Rekordgewinnen für dieses Jahr wegen eines von einigen Fachleuten erwarteten Preisrückgangs sowie stark steigender Explorationsausgaben 2006 einen Gewinnrückgang in der Ölbranche geben könnte.
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